25 März 2008

Das ganze Drama
"Das jüngste Gewitter"(Du levande) von Roy Andersson

Ein Traum in graugrün. Rund 50 Szenen in 95 Minuten, eigentlich eher Tableaus. Die Kamera beobachtet unbewegt die Stilleben, in denen die Akteure ihren Handlungen nachgehen. Fremde, die uns unvermittelt absurde Träume schildern, in denen sie z.B. wegen eines misslungenem Tischdecken-Tricks zum Tode verurteilt werden. Erratische Dialoge unter Kollegen, skurrile Szenen zwischen Ehepaaren, Verkäufern, Kunden; alles -scheinbar- zusammenhanglos.

Zugegeben, einiges könnte man womöglich auch erleben, wenn man ein paar Runden mit der Berliner Ringbahn dreht. Doch gerade das macht wohl Roy Anderssons Filme aus. Er stellt unsere Unfähigkeit, unsere Achtlosigkeit, unsere Träume, unser Scheitern dar in einer überhöhten, stilisierten Bilderwelt.

So existenzialistisch sich das anhören mag: Das meiste ist hinreißend komisch und manchmal kommt man gar nicht aus dem Lachen heraus - wenn man sich auch manchmal fragt, warum eigentlich, wo doch auf der Leinwand jemand gerade in Tränen ausbricht. Die Trauergestalt steht von seiner liebsten abgewiesen im Hausflur und flennt. Der Briefträger kommt und wirft ungerührt Post ein.
"Keiner versteht mich."
"Was?"
"Keiner versteht mich."
"Verstehe."

Wie ich das noch anders beschreiben soll, weiß ich nicht. Stellt Euch vor, ihr nehmt ein Pfund Luis Buñuel, ein halbes Pfund Ingmar Bergman, 3 Tassen Loriot, 2 Esslöffel Michel Gondry, eine Prise Manfred Deix... serviert nach Belieben mit launiger Dixie-Musik. Irgendwie so.

Roy Andersson bringt nur alle Jubeljahre einen Film heraus, teils, weil er so minutiös und detailreich arbeitet. Dieses Kleinod ist nicht zu verpassen.