07 Mai 2007

An sich...

...wollte ich ja demütig dankbar sein, dass mir mein überzähliges Ticket vor der ausverkauften Passionskirche quasi aus den Händen gerissen wurde. Auf der Empore wartend dann noch mit einem Typen ins Gespräch gekommen, der mir steckte, dass Jackson jetzt in Berlin wohne - und zwar bei ihm um die Ecke am Lausitzer Platz. Doch bis der eigentliche Genuss begann wurde die Geduld noch auf eine harte Probe gestellt:

Wer auch immer die Idee hatte, Sonya Kitchell vor den selten auftretenden Joe Jackson ins (nicht angekündigte) Vorprogramm zu stellen - er hat ihr keinen rechten Gefallen getan. Bereits ihre Ansagen kamen gesäuselt daher und die relativ ähnlichen Songs boten vor allem Forum für einen immer wieder lächerlich emphasierten, Gesang, noch und nöcher Hauchen und Kippen in der Stimme, dass wohl Sarah MacLachlan beleihen sollte. "Sie" kann ja nichts dafür und ihre Musik hat sicherlich auch Relevanz. Falsche Stelle, falsche Zeit. Das -zunehmend ungeduldige- Publikum klatschte dennoch mal um mal freundlich.

Geschlagene 30 min brauchte es danach doch noch, um ein nun wirklich nicht allzu komplexes Setup (bass, drums, piano) in Betrieb zu nehmen - das wohlgemerkt die ganze Zeit aufgebaut dagestanden hatte ! Hier noch ein Probeakkord an der Tastatur, da nochmal in die Mikros reingesprochen, Stative ein paar Zentimeter rücken. Fragte mich, was diese Leute wohl am Nachmittag gemacht hatten.
Wie man entnehmen kann, war ich durchaus genervt und bestens vorbereitet, keinen Spaß zu haben, wenn derart Zeit verschwendet wird - bei ausverkauftem Haus. Ich gebe zu, dass ich bei den ersten durchaus versiert vorgetragenen Songs von Joe Jackson (nebst seinen Urgesteinen Graham Maby und Dave Houghton) den Applaus verweigert habe. (übrigens völlig irrelevant, das Publikum war auch ohne mein Zutun völlig aus dem Häuschen...)

Und spätestens beim dritten Song hatte er mich dann: "Not here, not now". Ich schloss die Augen, wog mich im sachten Takt, war wieder 17 und erinnerte mich, wie es war, als mein musikalischer Horizont deutliche Erweiterung fand mit einem grandiosen Album namens "Body and Soul".

So könnte ich denn hier ins Schwärmen geraten, ob der nahezu makellosen Qualität seines Gesangs, seines gekonnten und geschmackvollen Piano-Spiels, der klugen Song-Auswahl, der überraschend guten neuen Songs, der schönen Cover-Versionen (Girl [Beatles], Any major dude will tell you [Steely Dan], Dirty love [Frank Zappa]).
Ein Grantler, der er immer wieder in seiner Karriere auch war (legendär, wie er in den Achtzigern immer Songs abbrach, wenn er der Meinung war, dass sie durch Mitklatschen entwürdigt würden... ist es doch bemerkenswert, wie und wo er "angekommen" ist. Gibt leutselig eine wunderbare Kollektion aus seinem umfangreichen Werk zum Besten (It's different for girls, Chinatown, A slow song, One more time, Is she really going out with him..) gespickt mit den bemerkenswerteren der Neuzeit ...keine Spur von ranwanzen, ein homogenes Set.

Gegen Ende -wie alle anderen 500 in der Passionskirche- klatschte, jubelte, pfiff ich begeistert.

Nachtrag I: hier doch fast mehr über die Ärgernisse als über das Konzert geschrieben. Hm.
Nachtrag II: die Fotos sind nun wirklich nicht berauschend, habe aus alter Gewohnheit keine richtige Kamera dabei außer dem Handy. Muss mich in Zeiten der kaum kontrollierbaren Digitalfotografie daran gewöhnen, dass es mit dem fotografieren deutlich nicht mehr so streng gesehen wird wie früher.