12 Mai 2007

Zugabe

wie ich fast erschrocken feststelle, blicke ich auf fast 25 Jahre (passive) Konzerterfahrung zurück...bevor es soweit kommt, hier ein selektiver Best of:

erstes Konzert: Spider Murphy Gang, Halle Gartlage Osnabrück, 1982, noch ziemlich ahnungslos bis gehemmt rumgestanden ;-)

lautestes Konzert: Spliff, Stadthalle Osnabrück, 1983 - rund einen Tag Schwerhörigkeit danach, gleichzeitig aber auch meine "konzertante Menschwerdung", vornehme Zurückhaltung war einmal

längstes Konzert: BAP, Halle Münsterland, Münster 1989(?) - nach 3 3/4 Std war die Band und auch das (hartnäckige, verbliebene) Publikum kaum noch fähig zu stehen. Es war es wert, damals war BAP noch stilprägend.

kürzestes Konzert: Joe Jackson, Münster, Jovel - 55min und uns gerade mal richtig heiß gespielt (fantastische Tourband inkl. Bläser) und keine fucking Zugabe, ich habe ihn damit hassen gelernt (naja), es sollte fünfzehn Jahre dauern bis ich wieder Lust hatte ein Konzert von ihm zu sehen.

am häufigsten gesehen: Heinz Rudolf Kunze - geschätzte 15 mal seit 1984, immer wieder lohnend, wenn es auch zwischen Sternstunden wie in den frühen 90ern und lauwarmen Abenden wie dies Jahr variiert

am weitesten gefahren für: Marillion - Lorelei, St.Goarshausen - Fahrgemeinschaft mit Otmar, Ralf und einem vergessenen Bekannten. 340km von Osnabrück. Im Morgengrauen des Sonntag bei der Rückfahrt Otmar dann vorm Einschlafen und Autobahn-Schlingern abgehalten. Au Weia.

Zweit-und drittplatziert: Prince, Kiel, Ostseehalle (Rotterdam, Ahoy usw.usw.) - Papas geliehenes Auto, rund 320km für meinen ehemaligen absoluten Lieblingsperformer. In summe auch die meisten Kilometer: ein paar Jahre lang jedes erreichbare Konzert gesehen.

Am ...seltsamsten: Sigur Ros, Hamburg, "Schlachthof" - Wir kamen wegen Stau spät an, als wir reinkamen wurde sehr leise und sehr konzentriert gespielt und fast hatte man das Gefühl, man käme zu spät zum Gottesdienst. Wunderbar zu sehen, das diese Waldschrate live genauso viel Emotion rüberbringen wie auf CD. Weltbewegend. Weltumarmend. Überwältigend. Apropos...

Am meisten unterschätzt (von mir): Rufus Wainwright, Kulturbrauerei - Ich lernte seine Musik gerade erst kennen, fand die Mucke aber soweit nett, kannte es jedoch noch gar nicht so gut. Außerdem war ich gerade dabei mich von meiner Freundin zu trennen...und war gefühlsmäßig sturmreif geschossen. Hätte die Musik für mich damals schon die emotionale Tragweite gehabt, die ich heute empfinde - ich wäre als heulendes Wrack spätestens bei "Go or go ahead" zusammen gesunken.

Am eifersüchtigsten auf: Nits, Osnabrück, Haus der Jugend - Absolut feine, handgeklöppelte Popmusik und Henk Hofstedes Gesang sind schon berückend, auf jeden Fall. Dennoch scheel geguckt als Bettina seufzte: "ich könnte sterben für diesen Mann".

Seltenstes Erlebnis: Tim Isfort Orchester, Osnabrück, Haus der Jugend - Ein Projekt mit Orchestermusikern der Folkwang Schule Essen, filmmusikreife Songs, gesungen u.a. von Tom Liwa, Blixa Bargeld und Christina Brückner (der deutschen Stimme von De Niro) ..ok: letzterer eher mit Sprechgesang. In dieser Form sicherlich unwiederholbar und wohl auch nicht geplant. Ein wahrhaft bezaubernder Abend.

Seltsamste Location: Alejandro Escovedo, Alte Weberei, Bramsche - Ausnahme Songwriter, notorisch unterschätzt. Der dortige Kulturverein hatte ihn dorthin gelotst...unser Glück. Eine fantastische Band und ein Performer, der auch vor knapp 50 Leuten sich den Arsch abspielte. Fast schon beschämend.

Bester Sound sowie bestes Konzert: Prince, Dortmunder Westfalenhalle - die Lovesexy Tour setzte Maßstäbe - in meinem Leben, was Spaß bei einem Konzert angeht. Rundbühne in der Hallenmitte (ich liiiiebe die Westfalenhalle! Es gibt nichts vergleichbares), fantastisch beschallt, laut und kristallklar. Fantastische Liveband, durchgeplante, dennoch spielerisch erscheinende, spannende Bühnenshow und ein Publikum, das mitging wie Schmitz' sprichwörtliche Katze. Ich war zwei Tage heiser danach.

Beste Lightshow: Genesis, Hannover, Niedersachsenstadion 1987 - Man kann zu ihnen stehen wie man will, sie haben es als erste erkannt, dass man (wenn man optisch nicht viel zu bieten hat und) vor allem in Arenen LICHT braucht. 350 Varilites, computergesteuert (was damals noch wegweisend war), das größte Aufgebot, das ich bisher gesehen habe. Auch von der Gegengeraden im Stadion noch atemberaubend.

bisher letztes Konzert: (Pascal) Finkenauer im Grünen Salon (B), gestern spät abends, was wieder einmal zeigte, dass man manchmal einfach auf gut Glück hingehen muss ! Wahnsinn !