20 Dezember 2009

Kleines Weihnachtslied Brevier
Teil 1

Endlich, endlich bekomme ich Lust Weihnachtsmusik aufzugelegen. Jedes Jahr später. Fraglich, ob es daran liegt, dass man rund 50 Weihnachts-CDs über die Jahre (an)gesammelt hat. Oder aber, weil der Overkill jedes Jahr beliebiger wird: Für jede beliebige Christmas-Song-Version ("Chestnuts roasting on an ohohoopen fiiiire") die ich in den Shopping malls lauschen muss einen Zimtstern = ich hätte bis Ostern zu knabbern.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier nun eine kleine Kritik der un-reinen Vernunft über saisonale Songs. Teil 1

Rudolph the rednosed reindeer
Amüsant, nicht mehr, nicht weniger (Na, ja die ersten 3 Male, die man das Lied im Leben hört. Danach beginnt's eigentlich konsequent zu nerven). Ethisch zweifelhaft. Erst schauen die Rentier Kumpel Rudolph nicht mal mit dem Hintern an. Dann, nur weil er quasi befördert wird will jeder sein Freund sein. Pädagogisch nicht sehr wertvoll.

The 12 days of Christmas
Uralt überliefertes britisches Lied in Form einer Zählgeschichte("Four calling birds, Three French hens, Two turtle doves ....And a partridge in a pear tree"). In der Angestaubtheit und Unschuld ("my true love gave to me") schon wieder rührend. Im nichtenglischen Sprachraum sträflich unbekannt - obwohl es diverse namhafte Aufnahmen davon gibt. Wie die vom -insgesamt exquisiten- Weihnachtsalbum Harry Belafontes "To wish you a Merry Christmas".

Stille Nacht
Für manche der Über-Bringer (der Frohen Botschaft, Vorsicht Wortspiel) schlechthin. Allein schon die Entstehungsgeschichte (~die angebliche) mythisch bis ergreifend (Bergdorf, kaputte Orgel, arme Gemeinde...) Musikalisch zu Recht nicht kaputt zu kriegen und durchaus interessant. Angeblich soll das mit dem an solcher Stelle seltenst benutztem Sekund-Intervall (Sti-hille Nacht) zu tun haben. Hier fällt es angesichts der vielen gelungenen Versionen eine hervor zu heben. Fast ebenso schwer wie dieses Kleinod im Kaufhaus hören zu müssen.

Lasst uns froh und munter sein
Schwierig. Da hyper-materialistisch. Denn hier geht es ja Strophe um Strophe nur darum was das lyrische Ich nun endlich geschenkt bekommen wird. Das musikalische Equivalent zu einem quengeligen Kind. Wenn es hingegen von Hermann von Veen auf seinem wohltuend altmodischen Weinachtsalbum von 1980 geträllert wird ist man dann doch wieder einigermaßen versöhnt.

The little drummer boy
Das ist schon Weihnachten pur. [Geschichtlich-historisch natürlich bestenfalls spekulativ, denn von einem Trommler erzählte das Lukas-Evangelium ja bekanntlich nichts.] Als Kind fand ich das "Parapapom-Pom" zunächst affig, dann schnuckelig. Als ich später hinter den Text kam war und bin ich bis heute beeindruckt: Wahres Entzücken, echte Demut, nichts in den Händen, nichts zu geben und anzubieten außer dem Trommelspiel.

Meine persönliche Lieblingsversion auf Harry Connick jr.'s fantastischem Album "When my heart finds Christmas": Fast schon erhaben-ernst. Die Snare-Wirbel mit geschmackvoll viel Hall, geschickte Dramaturgie mit Crescendo und Decrescendo.

Legendär das Duett von Bing Crosby & David Bowie in einem Fernsehspecial. Egal wie womöglich kalkuliert, dennoch bewegend: Bowie's ex tempore "Peace on earth, can it be..?"

was uns überleitet zu...
Fortsetzung folgt.