20 April 2012

Hier tummelte ich mich in den Jahren 2006-2009

Wer nochmal nachlesen möchte: siehe unten    
siehe Archiv..


Weiter geht es seit kürzestem hier .

Wir lesen uns
F.B.

23 Juni 2010

Was bleibt

Ich sehe uns an einem sehr frühen Sonntagmorgen über Felder und Wege gehen. Du hast mich überredet, die Natur, die Dir als Kind so nah war, mal ganz kurz nach Sonnenaufgang zu erleben.

Ich sehe mich auf dem Beifahrersitz unseres Autos (damals ging das noch), bei Ferienanfang und in Deiner letzten Arbeitswoche mit Dir zusammen "auf Tour" zu Deinen Kunden fahren. Im Gepäck Comics und meinen Kassettenrekorder.

Ich sehe mich außerdem Dir bei Autofahrten die neuesten Sketche aus der Sesamstraße erzählen, die Du mit wohlwollendem Lachen quittierst.

Ich sehe Dich auf Deinem ehemaligen elterlichen Bauernhof bei einem von unseren Besuchen, mir die Plätze Deiner Kindheit zeigen. Mir wird klar, wie sentimental Dein Blick damals gewesen sein muss.

Ich sehe Dich auf einer Promenade in Timmendorfer Strand, wo Du nicht genug bekommen kannst, alten Herren beim Open-Air-Schach mit übergroßen Figuren zuzuschauen (ohne jemals Schach gelernt zu haben...)

Ich sehe Dich noch spätabends an mein Bett kommen. Mir noch was von Deinem Tag erzählen. "Nur noch bis Papa kommt."

Ich sehe mich auf Deinem Schoß fernsehen. Wie Du mir bei "Aktenzeichen XY" bei den gruseligen Stellen die Augen zuhältst. (Der Ton ohne Bilder war, glaube ich, gruseliger).

Ich sehe wie Du, von Mama gut zugeredet, mich nochmal aus dem Bett kommen lässt um die letzte Folge von "Raumpatrouille" zu schauen...was für einen 8jährigen eigentlich hoffnungslos zu spät lief. Und wie wir uns bei "Die Zwei" vor Lachen biegen.

Ich sehe Dich auf dem Wochenmarkt Entenküken kaufen, die ich dann in den Schulferien in unserem Garten großziehen durfte.

Ich sehe Dich jeden 2.Sonntag der da kam jahrzehntelang zu unserem Heimat-Fußballverein auf den Sportplatz gehen. Du lässt nur kaum anmerken, wie sehr Dich enttäuscht haben muss, dass ich kein Fußballfan wie Du wurde. Immerhin haben wir bei den letzten WMs gefachsimpelt.

Ich sehe wie Du bei Länderspielen ein Zigarillo nach dem anderen rauchst, teils vor Anspannung schräg im Sessel sitzend. Und wie Du mit Freunden beim Endspiel '74 immer wieder aufspringst, es vor Aufregung kaum noch aushältst.
Ich sehe Dich nächtelang auf Deinem Spulen-Tonbandgerät Musik zusammenschneiden um Eure Parties musikalisch perfekt zu gestalten... Etwas, dass ich später eine ganze Zeitlang von Dir übernommen habe.

Ich sehe Dich mit Mama hunderte von Stunden in unseren Garten am Stadtrand stecken. Jahr. um Jahr um Jahr. Von einem ursprünglich trostlosen Randgrundstück zu einer unbezahlbaren Oase. Unermüdlich, immer wieder neue Blumen, Sträucher, Bäume pflanzen. Wie es Dich betrübt, dass der Walnußbaum den Du Dir aus Erinnerung an Deine Kindheit gönnst, nie Früchte trägt.

Ich sehe, wie Du mich mit Mama zu überzeugen versuchst, dass mein Schlaftier-Löwe Leo derselbe ist. (Der Echte musste unbedingt gewaschen werden.)

Ich sehe ein Foto mit Dir an Deinem geliebten Vogelkäfig mit der chinesischen Nachtigall. Musste aufgegeben werden, weil ich als Kleinkind es liebe gegen den Käfig zu klopfen.

Ich sehe wie Du ein nagelneues oranges Kinderfahrrad in unseren Garten bringst, Stunden nachdem ein parkendes Auto mein geliebtes second-hand-Rad ruiniert hat. Ohne Fahrrad kurz nach Ferienanfang, das ging nicht.
Ich sehe mich im Sommerurlaub jeden Morgen an Deiner Hand zur Pferdekoppel unseres Gast-Bauernhofes an der Ostsee gehen. Nach dem Frühstück, mit Brotresten und Zuckerstücken.
Ich sehe unsere Wochenend-Morgen-Frühstücke. Ich und Mama auf der Eckbank und Du mir gegenüber auf dem Küchenstuhl. Wie ich Du mitgespielt hast als ich glaubte, Dich abzulenken und Dein Frühstücks-Ei gegen meine leere Eierschale auzutauschen und du dann scheinbar verblüfft das leere Ei aufklopfst. Ob dazu wirklich jemals James Last "Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung" im Radio spielte? Es hätte jedenfalls perfekt gepasst.

Ich sehe Dich mit Leidenschaft Doppelkopf kloppen, Abende lang mit lieben Freunden.

Ich sehe Dich nur ganz selten weinen, als einer Deiner besten Freunde stirbt und später als es mit Mama auf der Kippe steht und Du selbst wegen Krankenhaus-Aufenthalt ihr nur am Telefon zureden kannst.

Ich sehe Dich am Ende des Flures in eurem Seniorenheim, wie Du bei jedem Abschied kaum Fassung bewahren konntest.



Ich sehe...in einen Umschlag, in dem eine Brille, eine Armbanduhr und ein Ehering liegen.

Ich sehe ungläubig ein metallic-dunkelrotes Gefäß in einer kleinen Erdmulde. Meine Patentante schluchzt: Was bleibt denn noch von uns.

Das.
Das, Papa: Erinnerungen.

Und Dankbarkeit.

25 Dezember 2009

Kleines Weihnachtslied Brevier Teil 2

eine Fortsetzung nachdem der erste Braten verspeist ist und die Geschenke verteilt. Unter mal mehr, mal weniger gewürdigter Musikberieselung

Last Christmas

Die musikalische Klette. Und jedes Jahr hoffen Aberzählige, dass es endlich das letzte Christmas ist (an dem man diese akustische Zuckergießerei ertragen muss). Diese Hoffunung ist wohl mittlerweile begraben. Was hat der Text eigentlich mit Weihnacht zu tun? Interessanter weise von der Plattenfirma zunächst als "Last Easter" geplant gewesen (kein Scherz), dann aber aus Termingründen verschoben. Und so begab es sich wohl, dass Schellenkränz-Gebimmel eilfertig in den Track eingebaut wurde. Offenbar werden in dem Ski-Ort in der Schweiz, der als Schauplatz für das MusikVideo diente mittlerweile Touristenführungen an die Drehorte angeboten. O tempora, o mores.

The Christmas Song (Chestnuts roasting on an open fire)
Wenn White Christmas der meistverkaufte Song ist: dieses ist der (laut der amerikanischen Version der GEMA) meist gespielte. Zig Coverversionen bestätigen dies. Der Text kurioserweise durch Zufall entstanden - um im Hochsommer wenigstens im Kopf kühl zu bleiben. So totgenudelt wie kaum etwas anderes. Tipp: zurück zu einer der ersten Versionen von Nat King Cole: Unbestechlich.

Feliz Navidad
Sollte dann ebenfalls genannt sein - was die Hartnäckigkeit betrifft. Weniger wegen (nicht vorhandener) Cover-Versionen, sondern wegen Über-Benutzung der bekanntesten Version von José Feliciano aus dem Jahre 1970 im deutschen Rundfunk bis weit in die 80 hinein. Wohl weil "Last Christmas" noch nicht erschienen war (?) Wobei das an sich lieb gemeinte Ständchen in seiner Simplizität alsbald anfängt zu nerven und Felicianos leicht knödeliger Tenor ein ähnliches tut.

Merry Xmas (War is over)
Na, das ist doch mal ein Schwergewicht. Und zu Recht. Genau genommen ein Protest-Song gegen den Vietnam Krieg. (Final Chorus "War is over, if you want it.."). Wobei man den Text sowohl christlich als auch sozialistisch lesen kann. Eigentlich eine Schande, dass das Lied seit '71 kein bißchen an Relevanz verloren hat. Wir würden dieses wunderbare Lied doch einfach auch so gerne hören. Selbst mit der unüberhörbar knödelnden Yoko Ono.

White Christmas
Kein anderes Weihnachtslied verkaufte sich häufiger als dieser Oldie. Entstanden im Jahre 1942 stellte sich der Erfolg erst ein paar Jahre später ein...dann aber äußerst beständig. Komponist Irving Berlin wusste alsbald als er es seiner Sekretärin diktierte, dass es etwas großes geschaffen hatte. In seiner Unschuld vergibt man dem Song, dass man ihn eigentlich nicht mehr hören kann. Vielleicht weil er sich so gekonnt an den Mythos weiße Weihnachten andockt...welche in unseren Breiten immer seltener scheinen.

Joy to the world
Wollte eigentlich "Freue dich Welt" in die Liste aufnehmen, doch wie ich beim Recherchieren überrascht feststellte stammt dieser Kirchen-Evergreen aus Großbritannien. Na gut, Musik von Händel. Na gut, der ist fast mehr Engländer als Deutscher gewesen. Bemerkenswerte Version auf dem ebenso großartigem Weihnachtsalbum der Prinzen (namens "Festplatte"). Eins der wenigen Lieder, die schon in der Kirche überzeugen. Soll heißen die man gerne singt (ebenda). Was uns führt zu

O du fröhliche
Für viele im deutssprachigen Raum fast wichtiger als "Stille Nacht". Doch: Man greift ins Leere. Denn die Musik stammt offenbar aus Sizilien. Der deutsche Text ursprünglich gar nicht als reines Weihnachtslied gedacht, jedoch später dazu umgedichtet worden. Erfreulicherweise. Denn kein Weihnachten meiner Kindheit und Jugend wäre komplett gewesen ohne dies Abschlusslied der Gottesdienste. (Dass es nur mit der dann bald bevorstehenden Bescherung zu tun hatte, möchte ich latent bestreiten). Wunderbare, Hoffnung inspirierende Melodie und ein Text voller Dankbarkeit.

20 Dezember 2009

Kleines Weihnachtslied Brevier
Teil 1

Endlich, endlich bekomme ich Lust Weihnachtsmusik aufzugelegen. Jedes Jahr später. Fraglich, ob es daran liegt, dass man rund 50 Weihnachts-CDs über die Jahre (an)gesammelt hat. Oder aber, weil der Overkill jedes Jahr beliebiger wird: Für jede beliebige Christmas-Song-Version ("Chestnuts roasting on an ohohoopen fiiiire") die ich in den Shopping malls lauschen muss einen Zimtstern = ich hätte bis Ostern zu knabbern.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier nun eine kleine Kritik der un-reinen Vernunft über saisonale Songs. Teil 1

Rudolph the rednosed reindeer
Amüsant, nicht mehr, nicht weniger (Na, ja die ersten 3 Male, die man das Lied im Leben hört. Danach beginnt's eigentlich konsequent zu nerven). Ethisch zweifelhaft. Erst schauen die Rentier Kumpel Rudolph nicht mal mit dem Hintern an. Dann, nur weil er quasi befördert wird will jeder sein Freund sein. Pädagogisch nicht sehr wertvoll.

The 12 days of Christmas
Uralt überliefertes britisches Lied in Form einer Zählgeschichte("Four calling birds, Three French hens, Two turtle doves ....And a partridge in a pear tree"). In der Angestaubtheit und Unschuld ("my true love gave to me") schon wieder rührend. Im nichtenglischen Sprachraum sträflich unbekannt - obwohl es diverse namhafte Aufnahmen davon gibt. Wie die vom -insgesamt exquisiten- Weihnachtsalbum Harry Belafontes "To wish you a Merry Christmas".

Stille Nacht
Für manche der Über-Bringer (der Frohen Botschaft, Vorsicht Wortspiel) schlechthin. Allein schon die Entstehungsgeschichte (~die angebliche) mythisch bis ergreifend (Bergdorf, kaputte Orgel, arme Gemeinde...) Musikalisch zu Recht nicht kaputt zu kriegen und durchaus interessant. Angeblich soll das mit dem an solcher Stelle seltenst benutztem Sekund-Intervall (Sti-hille Nacht) zu tun haben. Hier fällt es angesichts der vielen gelungenen Versionen eine hervor zu heben. Fast ebenso schwer wie dieses Kleinod im Kaufhaus hören zu müssen.

Lasst uns froh und munter sein
Schwierig. Da hyper-materialistisch. Denn hier geht es ja Strophe um Strophe nur darum was das lyrische Ich nun endlich geschenkt bekommen wird. Das musikalische Equivalent zu einem quengeligen Kind. Wenn es hingegen von Hermann von Veen auf seinem wohltuend altmodischen Weinachtsalbum von 1980 geträllert wird ist man dann doch wieder einigermaßen versöhnt.

The little drummer boy
Das ist schon Weihnachten pur. [Geschichtlich-historisch natürlich bestenfalls spekulativ, denn von einem Trommler erzählte das Lukas-Evangelium ja bekanntlich nichts.] Als Kind fand ich das "Parapapom-Pom" zunächst affig, dann schnuckelig. Als ich später hinter den Text kam war und bin ich bis heute beeindruckt: Wahres Entzücken, echte Demut, nichts in den Händen, nichts zu geben und anzubieten außer dem Trommelspiel.

Meine persönliche Lieblingsversion auf Harry Connick jr.'s fantastischem Album "When my heart finds Christmas": Fast schon erhaben-ernst. Die Snare-Wirbel mit geschmackvoll viel Hall, geschickte Dramaturgie mit Crescendo und Decrescendo.

Legendär das Duett von Bing Crosby & David Bowie in einem Fernsehspecial. Egal wie womöglich kalkuliert, dennoch bewegend: Bowie's ex tempore "Peace on earth, can it be..?"

was uns überleitet zu...
Fortsetzung folgt.

10 Dezember 2009

Ganz schlechte Idee




Manchmal sollte man meinen, man wohnt nicht in Berlin sondern Buxtehude oder Bunkenhausen. Und das kam so:

Zunächst einmal: Ein "Hörplatz" in der Staatsoper heißt Hörplatz, weil... siehe Foto. Als Hörspiel habe ich Mozarts Zauberflöte auch noch nicht erlebt. Eine Lektion für's Leben. Die Liebste und ich hatten den pflichtschuldigen Hinweis vor und bei der Online Buchung beide übersehen. Einmal und nicht wieder.

Ab irgendeinem Zeitpunkt hört man dann auch auf, den Hals zu Recken, was sowieso nur mit konstant vornüber gebeugte Haltung oder verschränkten Armen auf dem Geländer vor einem geht. Remember Frau Straatmann ? Doch das geht ja wie gesagt auf unsere Kappe.

Hier noch ein ebenso wichtiger Tipp: wenn man wenige Minuten vor Beginn sieht, dass die eigenen Plätze offenbar belegt sind... so nehme man nicht irgendwelche anderen freien, besser scheinenden. Die Chance ist relativ groß, dass deren Inhaber noch später als man selbst erscheinen - und man ein paar Runden "Reise nach Jerusalem" (ostdeutsch:Stuhltanz, englisch: musical chairs) vor sich hat.

Es dauerte endlos scheinende Minuten, bis wir nun endlich den dreisten drei Besetzern unserer Plätze klar gemacht hatten, dass es hier Platzreservierungen gibt. Spielen offenbar doof oder dummdreist oder wasweisich. Haben auch noch alternative Vorschläge zur Platzierung. (Die Kühnheit !) Quälend langes Gedränge beim Wechseln. Drittes Läuten und das Orchester stellt langsam das Stimmen der Instrumente ein. Den Auftrittsapplaus für den eintretenden Dirigenten (sehen kann ich das nicht, doch alle anderen klatschen ja auch) nehmen wir selig, nein genervt lächelnd endlich sitzend ein.

Doch was ist das ? Keine 3 Takte der Ouvertüre sind verklungen und eine an sich nett aussehende junge Dame schiebt sich von rechts in unsere Reihe. Uns kann sie nicht meinen, sondern: Bingo ! Eine der Dreisten Drei, die jetze links von uns Platz genommen hatten. Auf ihren späten aber berechtigten Hinweis, dass das ihr Platz sei entgegnet die Sitzerin allen Ernstes, dass es doch jetzt aber schon angefangen hätte. In der Tat ! Und so verbringe ich bis kurz vor Beginn des ersten Aktes die Zeit halb stehend - den Kopf letztlich verzweifelt auf meinen auf dem Geländer verschränkten Armen. Bis sich die drei Debütantinnen (?) endlich trollen.

Was aus den drei Grazien geworden ist ? Wir haben eine Ahnung sie vor Beginn des zweiten Aktes einen Rang unter uns auf Plätzen mit weitaus besserer Sicht gesehen zu haben.

02 September 2009

Benny Hill

Selbst schuld, wenn man Yakety Sax als Klingelton ausgewählt hat. Spontaner Morgen-Ohrwurm. War über ein Jahrzehnt Titelmelodei der in Großbritannien am Ende leider sehr umstrittenen Benny Hill Show. Er selbst schon vor seinem Tod quasi zur persona non grata geworden.

Und man dachte, nur die Amis wären verklemmt.

19 Juni 2009

Heute im Erregungs-Angebot



Jaaa, endlich. Endlich wieder ein Thema, dass dem Titel dieses Blogs gerecht wird.
Nicht etwa die lächerliche Wahlbeteiligung bei der Europawahl oder das noch lächerlichere Ergebnis, nicht etwa das Possenspiel um Silvio B.'s Ball paradox oder etwa sein kille-kille von Herrn Sarkozy mit dem freundlichen Diktator von gegenüber. (Wobei ich Henryk M. Broder recht geben muss: in der Uniform und überhaupt sah Gaddhafi wirklich Helge Schneider in der Rolle des GröFaZ ähnlicher als der selbst.)

Wenn Ihr mal nicht wisst, was ihr tun könnt und Euch etwas verwegen fühlt: Fangt mal mit angeblich liberalen Menschen, bevorzugt Müttern, ein Gespräch über den Gesetzes-Entwurf zur sogenannten Bekämpfung der Kinderpornografie an.

Ich bin es so was von satt, entweder für plem-plem gehalten zu werden, da ich die unwiderstehlichen Vorteile von Zensur nicht einsehe oder aber gleich -wie alle, die dazu Bedenken haben und sie aussprechen- zu Sympathisanten von Päderasten gerechnet zu werden.

Das geht von so genannten Medienpolitikern (aha) bis hin zu Freunden, die sich sonst sehr liberal oder aufgeklärt geben. Wäre diese Aufklärung, wäre ein wenig mehr Einsicht in die Materie vorhanden, dann wäre ihnen klar, dass die technischen Möglichkeiten zur Löschung (statt umgehbarer so genannter "Sperren") längst da sind. Jeder Privatmensch kann sich an den Internet Provider wenden und die Löschung der betreffenden Seiten einfordern. Was diese dann auch tun müssen, denn im viel zitierten "rechtsfreien Raum" etwa befinden sie sich definitiv nicht.


Mehr als 134.000 Bürger haben eine Petition unterschrieben, die geplante Änderung des Telemedien Gesetzes zu revidieren, da sie übelste Bauchschmerzen mit den darin dem Staat gegebenen Mitteln hatten.

Interessant könnte es spätestens vorm dem Bundesverfassungsgericht werden: Die Einträge in die Sperrlisten soll also vom BKA, dem Datenschutzbeauftragten oder noch zu bestimmenden "Experten-Gremien" vorgenommen werden. Ein Schelm, wer sich fragt wo hier die Judikative bleibt.

03 Juni 2009

Latten und Räder

Ob ich einige angefangene Entwürfe noch verwurste und veröffentliche...mal sehen.

Hier meine aktuellsten Erregungs Angebote:
Wie muss man gepolt sein, um sein kleines bisschen Befriedigung aus dem Zertreten einer Baumspiegel-Einfassung zu holen ? Wie simpel ?

Die beiden Fotos sind wohlgemerkt aus zwei verschiedenen Wochen und sind nur zwei Beispiele. Jedesmal flickt ein guter Geist die Latten mit Spax-Schrauben kunstfertig.

Außerdem:
Welcher Planer hat jemals versucht, Fahrräder aus einem Fahrradständer mit 70cm Abstand zu manövrieren, geschweige denn an-oder abzuschließen ? Vorher keinen Espresso trinken, hinterher langsam bis 20 zählen, denn man möchte am liebsten jemand hauen.


Letztlich etwas fast ohne Erregung, nur um meine hohe Scham-Schwelle zu beweisen. Musste ich neulich mal meiner britischen Freundin vorführen. Zur Kenntnis: Aus der Sammlung meines Vaters...

28 April 2009

Gekniffen

Ich habe bei der Entscheidung, ob ich mir endlich einen insgeheimen Traum erfüllen sollte, gekniffen. Und das nicht so sehr weil ich mich nicht allein unter ein ergrautes Publikum mischen wollte und auch nicht wegen der vermeintlichen Scham etwas für seine Musik übrig zu haben.

Mit das erste was ich als Kind auf dem alten Dual Kofferplattenspieler meines Vaters auflegte waren die Non-Stop-Dancing Alben von James Last. Seitdem verband mich eine musikalische Verbundenheit mit ihm, der häufig als Weichspüler oder Schöntöner abgetan wird. Ich finde es ist an der Zeit dazu zu stehen: Ich steh auf James Last. (Wie auch auf Harry Connick jr, Black Crows, Jimi Hendrix, Esbjörn Svensson Trio und Stevie Wonder...).

Letztlich machte mir ein eingeklemmter Nerv einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn es außer Schunkeln (oh Gott) wohl kaum körperlich Ertüchtigung in der o2 World gegeben hätte. Da ich mich Samstag eher rumpelstilzchenartig bewegte ließ ich auf dringende Empfehlung meiner Liebsten sowohl das Konzert als auch die Lange Nacht der Theater und Opern sausen.

Und hoffe jetzt, dass "Hansi" auch noch in 1-2 Jahren fit genug ist für eine Tournee. Mit dann 82 Jahren.

Auch wenn es schmissigere Sachen von ihm gibt: "Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung" (Musik für die Verfilmung eines Unterhaltungsromans der 70er) bringt für mich in zweieinhalb Minuten meine Kindheit zurück. Mit meinen Eltern am Frühstückstisch, gleich geht es in den Garten, alles ist da, alles ist fein, alles ist gut. Um mit W. Niedecken zu sprechen: Von mir aus Kitsch.

18 April 2009

Milano

In der Stadt gewesen, die Adriano Celentano seinerzeit zu seinem Chanson über die Jungs aus der Via Gluck inspirierte.

Auffallend, wie viel Stil der/die typische Mailänder/in bei der Wahl der Bekleidung an den Tag legt. (Bei der Anzahl und Dichte der Modegeschäfte vielleicht auch nicht schwer.) Selten so viele ansprechend angezogene Leute gesehen. Einfach nur irgendwelche Klamotten überwerfen geht offenbar nicht.
Außerdem ein spektakulär verzweigtes Tramnetz in den verschlungenen Straßen. Von (aus den USA damals ausrangierten) Nachkriegs-Waggons bis hin zu hypermodernen Modellen, die die unserigen in Berlin alt aussehen lassen.

Ein wenig enttäuschend hingegen, wie unscheinbar die weltberühmte Scala wirkt, haben sie beim ersten sightseeing bei Tage zuerst sogar übersehen.
Wer einen Geheim-Tip möchte: Rosso di Brera. Kleine feine Hosteria im ursprünglich gebliebenen Stadtteil Brera. Sehr gemütlich in einem abseits gelegenen Hof. Erlesene Küche, das weiter schauen hat sich gelohnt: nur 200m weiter in der Hauptgasse muss man sich mit Touristen Küche zufrieden geben...

08 April 2009

erste Angebote

Nach circa einem Jahr ist es Zeit für einen neuen Blogtitel finde ich. Hier ein paar erste Angebote (wenn auch nicht so polemisch wie im neuem Titel eigentlich geplant)

Darf ein Radio Eins Redakteur ein Wort wie "Anziehsachen" benutzen ? (Anke Leweke, über irgendeinen Film salbadernd) Das ist doch bloß noch einen Schritt entfernt von "Leeres Trinken" anstatt "Leergut", wie neulich bei Ottis Schlachthof kolportiert.

Ach, wer es noch finden kann: die Verleihung des deutschen Kleinkunstpreises 2008, womöglich in Wiederholung auf 3sat oder ZDF Theaterkanal oder so. Ganz groß: Sebastian Krämer mit einem dröhnenden Chanson "Ihr hättet es verhindern können" an alle Deutschlehrer sowie der treffliche Wilfried Schmickler. Der hatte wieder einmal mächtig Überdruck und begann seine Dankesnummer mit einer minutenlangen Suada, in der er jeden, aber auch wirklich jeden derzeitigen politischen Scheinriesen abmeierte. Atemlos und wahrlich erregend.
Was ganz anderes: endlich mal vernünftige Musik in der S-Bahn !
Sobald Töne erklingen zuckt man ja schon unangenehm berührt zusammen und erwartet die üblich nervenden osteuropäischen Saxophon+Schifferklavier+Rassel Banden. Doch diesmal ein Mann mit Gitarre. Eine muntere Folkballade ("Mississippi" von Bob Dylan?), die sich von Westhafen bis kurz vor Schönhauser Allee erstreckte. So macht man natürlich kaum Geld, denn viele Fahrgäste waren schon wieder ausgestiegen.
Als ich ihm endlich meine Taler in den Becher schmeißen konnte sah er von nahem wie eine etwas heruntergekommene Version von Beppo Pohlmann (vgl. Gebrüder Blattschuss) aus. Zu Hause angekommen zeigte eine Recherche, dass es dem dann derzeit doch wohl etwas besser gehen muss.

04 April 2009

Cruise spendet Licht

Gestern am Vorabend auf Radio Eins "Die Schöne Woche"
Moderatorin Marion Brasch: "Madame Tussaud's Wachsfigurenkabinett hat verlautbart, dass sie diverse Figuren doppelt haben und in Kürze zum Verkauf anbieten werden. Da kann man dann z.B. einen Tom Cruise erstehen..."
Moderator Robert Skuppin: "Dann würd' ich bloß noch nen Docht einziehen, ihn bei mir auf die Toilette stellen und anzünden..."

27 März 2009

Unser Land

Prolog: seit ca. 3 Wochen bin ich wieder in der Lage LPs zu hören, ohne dass die Nadel bei jedem Schritt in der Wohnung über die Platte hüpft. (Danke Volker.) Einer der kleineren Benefits meines Hornbach-würdigen ("es gibt immer was zu tun") Umbaus der Wohnung.

Beim Neuverkabeln des Computers und der ca. 11 Stromstecker seiner Peripherie legte ich ein Album auf, dass mir auf dem Weg zur Arbeit aus was auch immer für einem Grund in den Sinn gekommen war: "Sturm" von Hans Hartz aus dem Jahre '82.
(eben entdecke ich, dass der gute Mann im Jahr 2002 verstorben ist... R.I.P.)

Hans Hartz war... ja was war er eigentlich?

Angeblich ehemaliger Sozialpädagoge aus Husum, der für eine Deutschrock-Karriere entdeckt worden war. Klingt furchtbar, doch im Rückblick waren nur die Frisur und die Brille nur durch das Jahrzehnt entschuldbar. Ansonsten richtig guter Deutschrock, 80er mit allem Drum und Dran.

Als ich die Platte heute zum ersten Mal nach geschätzt 12 Jahren wieder hörte kam mir -warum erst jetzt- die Erkenntnis: das war so was wie der Versuch eines deutschen Joe Cocker. Und kein schlechter. Mit allem Wenn und Aber, ok.

Ich verplaudere mich! Track 3 der ersten Albumseite ist ein Song, der m.E. nach für eine damalige Wirtschaftskrimiserie "Schwarz Rot Gold" geschrieben worden war (mit dem damals noch voll im Saft stehenden Uwe Friedrichsen als Zollfahnder Zaluskowski).

Da es um Zoll-, Steuer- und Finanz-Schwindel ging war es kein Zufall, dass der Text wie ein Kommentar auf die letzen Monate erschien:

Schlafe, mein Prinzchen schlaf ein
träum deine Träume allein
das Land hat die Augen längst zu
träume, mein Prinzchen, auch du

Alptraum...
von diesen Leuten, von Bossen, von Multis
und wie sie alle heißen
die mit Jokern beim Pokern uns so gern
ganz legal bescheißen
zwischen uns und denen eine Wand aus Glas
weißt du was

Das ist unser Land, unser Land
doch es gehört nicht dir und mir
denn dieses unser Land
ist fest in andrer Hand
wer außen vorsteht
das sind wir!

Alptraum...
von solchen Leuten, von Haien und Maklern
und wie sie alle heißen
die mit Samsonite ins Ausland gehen
vorm Bankfach stehen
wie schön ist es zu reisen
zwischen uns und denen eine Wand aus Glas
weißt du das

Das ist unser Land, unser Land
doch es gehört nicht dir und mir
denn dieses unser Land
ist fest in andrer Hand
wer außen vorsteht
das sind wir!

Niemandsland, Niemandsland
pass auf, solang noch Zeit ist
steck den Kopf nicht in den Sand
Niemandsland, Niemandsland


Ok, teils sozialkitschig, aber dennoch markig und richtiger als wir jemals ahnten.
Wohlgemerkt: Wir dachten damals wir würden verarscht...

14 März 2009

Uff

In drei Zimmern die Wände gestrichen, so ziemlich alles in meiner Wohnung umgeräumt, unzählige Gänge in den Keller und zur, ähem Altpapier-Tonne... so langsam geht's etwas auf die Knochen. Wie hieß das so schön bei Blumfeld ? Der Körper macht von sich reden. (Dennoch interessant, dass ich einen Dauerlauf zur S-Bahn gestern sehr locker hinbekommen habe.) Das alte Sofa geht heute vormittag wohl noch weg, die antike Nähmaschine und den Fernseher-Tisch wollte bis jetzt keiner haben ..und..und..

Wenn ich mich nach der letzten Um/Zuzugs-Etappe heut abend mit "ihr" und ihrem Sohn auf's Sofa plumpsen lasse wird sich alles gelohnt haben. Und: die Sonne scheint.