30 März 2008

och nöö

Der Lenz, er ziert sich noch. Nachdem du dich auf bombastische Temperatursteigerungen heute und morgen freutest (11°C ! 17°C !!) bist du zwar beim Brötchenholen angenehm überrascht: laue Luft, endlich. Der Himmel gibt sich dennoch eher "ganz-bestimmt-vielleicht". Traue dem Frieden nicht. Immerhin, die ersten Motorräder in Masse sind zu sehen, mehr Bein auch.

Per Rad durch den Wedding zur Arbeit. Auf der Brunnenstraße Höhe Voltastraße sieht es irgendwie...verraucht aus. Kreuzung Bernauer Str. ein halbherziger Kirmes. Denkst in Anbetracht an den Bezirkslieder-Abend im BKA: "Wedding, halt" . Okay, etwas unfair. Doch: Irgendwie kommt eine Stimmung in Dir auf, dass es nicht das schlechteste ist, genau jetzt arbeiten zu sollen.

25 März 2008

Das ganze Drama
"Das jüngste Gewitter"(Du levande) von Roy Andersson

Ein Traum in graugrün. Rund 50 Szenen in 95 Minuten, eigentlich eher Tableaus. Die Kamera beobachtet unbewegt die Stilleben, in denen die Akteure ihren Handlungen nachgehen. Fremde, die uns unvermittelt absurde Träume schildern, in denen sie z.B. wegen eines misslungenem Tischdecken-Tricks zum Tode verurteilt werden. Erratische Dialoge unter Kollegen, skurrile Szenen zwischen Ehepaaren, Verkäufern, Kunden; alles -scheinbar- zusammenhanglos.

Zugegeben, einiges könnte man womöglich auch erleben, wenn man ein paar Runden mit der Berliner Ringbahn dreht. Doch gerade das macht wohl Roy Anderssons Filme aus. Er stellt unsere Unfähigkeit, unsere Achtlosigkeit, unsere Träume, unser Scheitern dar in einer überhöhten, stilisierten Bilderwelt.

So existenzialistisch sich das anhören mag: Das meiste ist hinreißend komisch und manchmal kommt man gar nicht aus dem Lachen heraus - wenn man sich auch manchmal fragt, warum eigentlich, wo doch auf der Leinwand jemand gerade in Tränen ausbricht. Die Trauergestalt steht von seiner liebsten abgewiesen im Hausflur und flennt. Der Briefträger kommt und wirft ungerührt Post ein.
"Keiner versteht mich."
"Was?"
"Keiner versteht mich."
"Verstehe."

Wie ich das noch anders beschreiben soll, weiß ich nicht. Stellt Euch vor, ihr nehmt ein Pfund Luis Buñuel, ein halbes Pfund Ingmar Bergman, 3 Tassen Loriot, 2 Esslöffel Michel Gondry, eine Prise Manfred Deix... serviert nach Belieben mit launiger Dixie-Musik. Irgendwie so.

Roy Andersson bringt nur alle Jubeljahre einen Film heraus, teils, weil er so minutiös und detailreich arbeitet. Dieses Kleinod ist nicht zu verpassen.

21 März 2008

Hoffmanns Erzählungen

Ach.
Vielleicht auch nicht ganz geschickt, zwei Tage vorher eine Referenz-Einspielung auf CD zu erstehen. Da hat es selbst die sehr beachtliche Inszenierung an der Komischen Oper schwer. Ein, zwei gesanglich leichte Enttäuschungen, die Hauptrollen aber sehr überzeugend. Wenn man nicht immer wieder das Gefühl hätte, dass Übertitel wie in der Staatsoper doch ganz angebracht wären: Mit der Sprachverständlichkeit gegen das Orchester ist es nicht immer so weit her im akustisch selbst-gerühmten Traditionshaus.
Vielleicht waren einfach die nur die wenig überzeugend inszenierten Dialogpassagen ein Grund für die Befangenheit. Bzw. deren Fehlen: Gelegentlich konnte man sich nicht gegen das Gefühl erwehren, als fehle ein Satz oder jemand warte, dass ihm etwas einfällt.
Dass es -nicht einmal wirklich gewagte- "Modernisierungen" gab... geschenkt. Führte natürlich wieder gern zu bildungsbürgerlichem Kopfschütteln oder "Tss", wenn z.B. Giuletta dann eine Hure genannt wurde, es statt wie einem Palazzo eher wie ein Edelbordell zuging oder Olympia latent vulgär an der Stange tanzte: Alles schon irgendwie plausibel bis spannend.


Doch, das gab es schon vor ein paar Tagen so schön in "I'm not there" über Bob Dylan's Sturm und Drang Periode zu sehen: Bitte alles so lassen wie es war! Bitte keinen neuen Input! Kunst ist nicht dafür da, sich neu zu erfinden. Wir wissen, was Kunst ist, nicht der Künstler!

In der Tat:Tss !


Die Geschichte: tragisch wie zeitlos. Und gar nicht so konstruiert wie im Allgemeinen mit Oper assoziiert. Eher schon die fantastischen, mystischen Ereignisse. Doch schließlich ist die Hauptfigur ja Geisteronkel E.T.A. Hoffmann, kein Geringerer. Dreimal tragisch verliebt, dreimal enttäuscht brüskiert Hoffmann schlussendlich seine aktuelle Flamme - und schwört der Liebe ab und der Kunst zu. Seine Muse, die das alles mit ihm durchleidet, freut's.


Ein gutes Dutzend Ohrwürmer, die Musik ist so verführerisch wie die Frauen, denen Hoffmann verfällt. Und, hach, seufz, die Barcarole. Auch wenn ich drauf gefasst, feuchte Augen zu bekommen. Wie die Drehbühne sich dann sacht hin und her drehte, die Hintergründe entgegengesetzt. Wie immer sind diese vielleicht schönsten Minuten zu schnell vorbei. Eigentlich ganz passend.

18 März 2008

Sonnenbrille und Gesäß

Zu vermelden sind die ersten waschechten Sonnenbrillen Tage, werde trotz der ungemütlichen Heimfahrt gestern nacht heut doch wieder das Fahrrad wählen.
Die Couchfrage scheint sich zu klären, morgen soll es wohl werden. Kurz vor Entscheidung noch ein Modell gefunden, dass verblüffend ähnlich und verblüffend günstiger und sogar breiter ist. Wurde auch Zeit, denn es ist schon ein enervierendes Unterfangen sein Gesäß geschätzte 120mal an 3 Tagen auf dieses und jenes zu platzieren um zu schätzen wie man darauf die nächsten Jahre sitzen mag. Nun hat der Pöter erst mal Ruhe. Wollte unbedingt noch das Wort schreiben:Pöter. Vergleiche hinreißenden Song von Reinhard Mey: Pöter.

Apropos enervierend...wie schwierig es doch ist, "An einem Sonntag in Avignon" aus dem Ohr zu bekommen. Grrr.

16 März 2008

Immer besser

Du nimmst dann doch das mitgebrachte Fahrrad, da die S-Bahn 15min gebraucht hat anzukommen, 6min mit drei Stopps für die Kurve zum Gesundbrunnen – um dann anzusagen, dass es doch schon in 8min weiter geht vom anderen Bahnsteig.

An den seichten Regen gewöhnst Du Dich. Kurz vor dem Ziel, auf der ansonsten sehr ruhigen Habersaathstraße näherst Du Dich dann einer Figur, die wohl auch nicht jeden Tag radfährt. Just, als Du sie überholst macht die junge Frau mit Pudelmütze einen Riesenschlenker mit ihrem Gefährt, die Kollision kannst Du trotzdem vermeiden. Ihre Schrecksekunde dauert wirklich nur so lang – und sie pflaumt irgend was hinter Dir her, unklar ob es Schwäbisch, Italienisch oder sonst was ist.

Klar am Tonfall ist nur: nicht sie ist Schuld ! Ich hätte Sie wahrscheinlich im halb-Meilen-Radius umschiffen oder eine Kuhglocke tragen sollen. Einen Augenblick lang denkst Du daran zu bremsen und sie in eine Diskussion zu verwickeln. Müßig.

Du lebst in der Stadt, in der nie jemand verantwortlich ist, der andere "aber auch mal" [..] "hätte können", es immer einen weiteren Grund gibt. Das hat auch schon Tucholsky gewusst: Der Berliner weiß nicht nur alles – auch weiß er alles besser ! Die fremdsprachige Radfahrerin hat das auch schon gut verinnerlicht. Und dies ist alles andere als eine Klagemail: denn es ist genau die richtige Stadt für mich.

13 März 2008

Konstanten

Du biegst Dich in 1987 vor Lachen im Kinosessel, es ist kaum auszuhalten. Unglaublich, was für abstruse und doch liebenswerte Charaktere da über die Leinwand fegen. Von der spektakulären visuellen Umsetzung ganz zu schweigen. 21 Jahre (und ca. 7 1/2 mittlerweile Genreklassiker) später siehst Du einen staubtrockenen Nervenkitzler, in dem es um einen Geldkoffer, einen unaufhaltsamen Killer und einen alternden Sherriff geht- und um die scheinbare Zwecklosigkeit menschlichen Handelns.

Du legst '84 eine Platte auf, die für lange, lange Zeit bestimmen wird, was in Sachen Songwriting, Arrangement und Klangkultur, lupenreinem Sound für Dich Sache ist. 24 Jahre später ist der selbe Mann immer noch, wieder auf Tournee und liefert einen mächtigen Konzert ab in lediglich Triobesetzung.

Du schaust '87 einen Film der Dich gleichermaßen verstört und fasziniert. Ein Wissenschaftler macht nach einem fehlgelaufenen Experiment die Transformation zu einem Insekt durch und nötigt seine Geliebte ihn am Schluss zu erlösen. Der Regisseur wird in den nächsten 20 Jahren einige Male anecken, wiederum verstören - und im neuen Jahrtausend nach einem fantastischen Film-Essay über unsere Wahrnehmung und unseren Gebrauch von Gewalt (nur noch getoppt von Hanekes "Funny Games") eine beunruhigende, desillusionierende Ballade inmitten des russisch organisierten Verbrechens in London abliefern.


Dies, weil ich zufällig innerhalb von drei Tagen den Genuss hatte, David Cronenbergs "Eastern Promises", Joe Jacksons Konzert der "Rain" Tournee und "No Country for Old Men" von Joel & Ethan Coen zu sehen. Wie ...befriedigend, wenn sich echte Künstler immer wieder behaupten und durchsetzen inmitten des allgegenwärtigen Kultur-Kladderadatschs.


(Oh, falls jemand dem nachgehen möchte: die Filme "Arizona jr." (Raising Arizona), "Die Fliege" (The Fly), "A history of violence"; das Album "Body and Soul")

11 März 2008

Danke - Nein danke

Was tun ? Aktuellstes Luxusproblem: halbtäglich sind in meinem email Fach rund 10 Nachrichten, die mir kleine blaue Pillen anbieten. Bestellen und Spaß haben. Nie mehr zu früh kommen!(Danke, ich bin jetzt schon notorisch unpünktlich) Blaues Wunder - dann klappts auch mit der Nachbarin!(mit welcher?) Red Bull für ___!(Igitt!).

Verwirrend, wenn sich so viele Leute (die Absender heißen jedesmal anders) sich Gedanken um "mein bestes Stück" machen. Wobei manche der Verheißungen sogar fast philosophisch klingen "Man lebt nur einmal, probier's aus!"

(Okay, habe gerade den Fehler begangen einige der mails tatsächlich mal zu durchzulesen; von abstruser Grammatik und Rechtschreibung bis hin zu unnötig detaillierten Anleitungen....Bizarr ! )

Lieber Wilmer Broussard, Sergio Krueger, Dirk Godfrey, Isiah Andrade, Odell Moore, Forrest Shannon, Carl Estrada, Swen Rowena, Basil Boswell, Abraham Munson, Emil Bynum, liebe Maryanne Crenshaw, Josefina Freeman, Britanny Hunter, Dee Trent, Simone Lawley, Meghan Miller, Tonya Coley, Imogene Sexton, Barbra Burris, Lilian Bouchard, Laurel Fair.... ich hab's kapiert ! Es klappt noch alles ! Ich habe Freude am Leben ! Auch ohne Euch. Ohne Euch wahrscheinlich noch mehr... Hätte ich das alles ausprobiert, ich läge jetzt wahrscheinlich in der Charité und wäre Fallstudie für einen Doktoranden.

Ach, es läuft ja doch auf die Änderung meiner mail-Adresse hinaus. Mal was anderes - Leserfrage am Schluss: Was soll es einem sagen, wenn man scheinbar der einzige ist, der in seinem Briefkasten eine Kopie der Hausordnung fand ?

10 März 2008

___ des Tages

  • Eindruck des Vortages: Hoffmanns Erzählungen in der Version von M.Powell und E.Pressburger, die u.a. auch "Die Roten Schuhe" verfilmt hatten. Filmgalerie 451 hatte tatsächlich die 1951er Film-Version der berühmt-berüchtigten Oper. Kostüme! Ausstattung!! Inszenierung!!! Auch wenn das so nicht mehr einzuholen ist: jetzt sehr gespannt auf die Inszenierung in der Komischen Oper.
  • Als neue Rubrik: Wort des Tages... das in den Sinn kommt oder einfach interessant klingt (analog zu meiner Ohrwurm Historie auf myspace) Heute: Panache. (Gestern noch das Finale der Impro WM 2006 auf meiner Festplatte wieder gefunden)
  • Vorfreude des Tages: Joe Jacksons Autobiografie "A cure for gravity" von der Post abholen.
  • Aufgabe des Tages: Endlich Couch shoppen. Möbelmärkte, ich komme.

09 März 2008


Watt 'ne sunshine. Ist das erste was mir in den Kopf kommt. Wirklich, der Baum vorm Fenster ist noch fast kahl, gleißendes Sonnenlicht flutet am Sonntagmittag mein Wohnzimmer. Lausche dem Soundtrack von "I'm not there" was irgendwie total passt. (Hüstel, lag immer noch eingeschweißt auf meiner Anlage; K.D. Langs neue CD schien zunächst wichtiger)

Hab nunmehr auch die Sicht eines Impro-Schiris: Nachdem ich beim gestrigen Match den Referee gemacht habe ist mein Respekt dafür neu erstarkt; ist doch einige Zeit her, dass ich moderiert habe. Einer Wiederholung würdig, doch bevor ich's lieben werde wird wohl noch einige Zeit vergehen.
Und sonst ? Froh, dass ich beim morgigen putativen Verkehrskollaps frei habe. (Musste jetzt einfach mal putativ benutzen, ist auf dem Sprung ein Trendwort zu werden - will ja nicht der Letzte sein).

06 März 2008

noch nicht ganz wach ?

zwischen Zähne putzen, Kaffee bereiten, Anziehen...
Im Radio heißt es gerade, gleich gebe es eine Ghetto-Card zu gewinnen. Hä? Okay, war auch etwas schlurig moderiert: Get-two Card sollte es wohl heißen.

03 März 2008

Rebranding

Hm, ich könnte hier schreiben, dass ich letztens sehr beeindruckt bin von meiner neuen Waschmaschine. Und nicht aufhören kann zu waschende Wäsche zu suchen. Doch wer will so was lesen. Das Wochenende hab ich mit allen tollen Momenten und ein paar Frustrationen hinter mir gelassen.

So beschränke ich mich auf den Hinweis, dass der neue Blog-Titel auf einer mail an einen Freund und einer generellen Realisierung beruht.