21 Filme in 9 Tagen. Ich wollte es so. Keiner zwang mich, nur meine Bilder-Sucht, meine ...Zuneigung zu diesem Medium. Liebe ist ein großes Wort.
21 mal geht das Licht aus, verstummt das vielköpfige Publikum. 21mal Applaus - ob gleich nach der Schlusszene oder erst ganz, ganz am Ende des Abspanns - mal zögerlich wohlwollend, mal enthusiastisch. Besonders in dieser Reihung, dieser Häufung komme ich nicht umhin, mich und meine Tun zu hinterfragen. Was suche ich? Was bringt mir das? Ist die Welt jetzt anders - oder habe ich bloß 82-145 Minuten lang nichts anderes getan als zu ...glotzen ?
Ein filmtheoretisches Buch, welches mir ein lieber Freund vor einiger Zeit schenkte trägt den Titel "Allein im Dunkel". Ist es das, was uns so anzieht in dieser immer noch vergleichsweise Kunstform ? Wir er-fahren kollektiv, Seite an Seite, Ellbogen an Ellbogen. Und doch anonymisiert, jeder in seiner eigenen Welt. Wohlig wissend, dass andere es gerade in diesem Moment ähnlich(es) fühlen.
Wir irren mit einem sympathisch linkischen Exil-Koreaner durch ein sommerliches Paris, das so gar nicht seins werden will. Wir erfahren so manches über den inhärenten Kultur-Clash in der Gesellschaft Taiwans im "Short Cuts" ebenbürtigen "God man dog". Wir sind beunruhigt, wie -zu Ende gedacht- die völlige Abschottung der USA gegen Mexiko in "Sleep dealer" zu einer irrwitzigen Zukunft führt. Wir lauschen bezaubert, wenn die mythische Zeichentrick-Prinzessin "Sita sings the blues" -zwischen den Szenen des indischen Epos und mit 20er-Jahre-Songs Annette Henshaws, die ihr in den Mund gelegt werden. Wir machen mit einem recht naiven amerikansichen Ehepaar eine haarsträubende Zugreise in "Transsiberian" mit ("you can't do this - we're americans!" immer wieder unschlagbar, diese Zeile). Wir fragen uns, wie der 17jährige Josh weiter leben kann, nachdem seine 4 besten Freunde zeitgleich Selbstmord begangen haben- am Schluss "tout est parfait"- doch ganz anders als angenommen. Wir schauen einer australischen Schauspieler Kommune dabei zu, wie sie im Geiste des Aboriginee "Corroboree" Szenen aus dem Leben eines sterbenden Freundes nachspielt. Wir sind hin-und hergerissen, ob wir einem jungem Ex-Häftling nach unglaublicher Gräueltat und Verbüßung seiner Haftstrafe seine Resozialisierung wünschen. Wir fassen nicht, was die von Tilda Swinton gespielte "Julia" für einen Mist in ihrem Leben anstellt, amoralisch, egozentrisch - und doch einnehmend. Wir schauen frustrierten pariser Singles beim (Speed)dating zu und stellen diese "Fabrique de sentiments" generell in Frage - um dann doch noch eine Form von Glück zu finden. Wir können es nicht glauben, wie blauäugig die amerikanische Armee in 13 Dörfern in der Mojave Wüste das Befrieden übt - um dann, "Full battle rattle" in letzter Minute doch jämmerlich zu scheitern. Wir sind befremdet über das menschenfeindliche Gang-Treiben in der brasilianischen "Maré" Favela; das ganze könnte auch auf dem Mars spielen, so unwirklich unsozial erscheint es- ein Ausblick? Wir sind amüsiert, wie unbeirrbar sich die alten Rock-Säcke CSNY (deja vu) in ihre Anti-Irak-Krieg-Tournee reinsteigern. Wir erleben in unendlich langen Szenen, wie eine trotzige Stundenhotel-Besitzerin anhand Begegnungen mit drei ganz verschiedenen jungen Frauen sich nach dem Tod ihres Mannes ihrer selbst wieder bewusst wird.
Man kommt rum, auf der Welt. Zugegeben, lediglich im Kinosessel; subjektiv durch das Auge des Regisseurs. Horizont erweiternd jedoch allemal.
Irgendwann, irgendwo fielen während meines persönlichen Marathons folgende Worte "das einzige was zählt, ist : lässt es Dich etwas fühlen, berührt es Dich. Allein, ganz allein darum geht es in der Kunst..."